PRESSEARTIKEL
Dokumente einer Begegnung von Mensch und Tier
Jürgen Ritter gilt als einer unserer besten Tierillustratoren. Denn: Seine Vögel leben!
Erschienen im DINERS CLUB MAGAZIN April 1981
Es ist nicht allein der feine Strich! Ein Vierteljahrhundert Übung als einer unserer besten Tierillustratotoren macht sich natürlich in der Technik bemerkbar. Auch die erstaunliche Farbechtheit des Gefieders und der fast dramaturgische Bildaufbau gehören eher in den Bereich des handwerklichen als des künstlerischen Könnens eines Malers - und sollten eigentlich "selbstverständliche Voraussetzung" für einen Künstler aus der Tradition einer Kunstakademie sein.
Was Jürgen Ritters Walsroder "Vogelportraits" darüber hinaus jedoch auszeichnet und weit über technisch gleichwertige Illustrationen stellt, ist mit Routine nicht zu erreichen. Seine Vögel leben, noch auf dem eindimensionalen Karton!
Dafür sind zunächst zwei Faktoren verantwortlich: die Liebe zur Natur im allgemeinen und der Umstand, daß seine Vogelportraits nicht - wie sonst üblich - anhand von fotografischer Abbildungen oder ausgestopfter Prachtexemplare der jeweiligen Gattungen entstanden. Jede der bisher vorliegenden fünfzig Tafeln orientiert sich am lebenden Modell und damit auch an einzelnen Vogelpersönlichkeiten.
Drei Jahre lang fuhr Jürgen Ritter Monat für Monat von seinem Atelier am Thiersee in die Lüneburger Heide, präziser gesagt nach Walsrode, wo Europas größter Vogelpark beheimatet ist. Es war geplant, in Zusammenarbeit mit Walsrode ein Buch über die dort inzwischen angesiedelten über 800 teilweise äußerst seltenen, heimischen und exotischen Vogelarten herauszubringen. Andere Investitionen haben inzwischen dazu geführt, daß das Projekt vorerst zurückgestellt wurde. Doch die bereits vorhandenen Blätter lassen keinen Zweifel daran, daß hier künftige Klassiger von Vogeldarstellungen vorliegen.
Jeder einzelnen Vogelgruppe liegen drei Wochen Vorbereitungszeit in immer wieder vebesserten Arbeitsslkizzen zugründe. Und wer tagelang im Gras, auf Baumstümpfen und Zäunen hockt, um Tiere in ihren täglichen Gewohnheiten zu beobachten und mit schnellem Strich festzuhalten, entwickelt ganz zwangsläufig ein persönliches Interesse am Objekt. Oder - besser gesagt - man lernt sich gegenseitig kennen. Denn es ist nicht zu übersehen, daß auch die "Modelle" den Maler zur Kenntnis nehmen: Beäugt ihn der eine Vogel mißtrauisch, widmet ihm ein anderer freundlich neugieriges Interesse. Ein dritter findet den Eindringling bestenfalls langweilig, und ein vierter nimmt an der ständigen Störung unübersehbar ärgerlichen Anstoß ...
Wer sagt zum Beispiel, daß Vögel kein Recht haben, sich in ihrer Ruhe beeinträchtigt zu fühlen? Nicht genug damit, daß sie als exotische oder seltene Insassen eines Vogelzoos jährlich Hundertausende an durchwandernden Besuchern über sich ergehen lassen müssen - dann kommen auch noch Leute, die sich in ihrem häuslich ureigensten Lebensbereich nahezu häuslich niederlassen!
Freilich scheint es - und auch dies machen Ritters Bilder deutlich - neben den neugierigen Sittichen, Papageien, Tukanen und Tangaren auch weniger beeindruckbare Arten zu geben: Raubvögel und Kraniche, Flamingos, Störche und Reiher, Fasane, Pfauen, Gänse und Schwäne beispielsweise, die den Porträtisten mit geradezu majestätischer Gleichgültigkeit zur Kenntnis nehmen. Jürgen Ritter jedenfalls versteht es meisterhaft, auch solchen Nuancen Ausdruck zu geben.
So dokumentieren die bisher vorliegenden Tafeln nicht nur die bizarre Schönheit und Eigenwilligkeit der internationalen Vogelnatur; sie erzählen dem Betrachter auch die Geschichte einer tatsächlichen Begegnung zwischen Mensch und Tier.
Es ist zu hoffen, daß ihm bald die Möglichkeit gegeben wird, die begonnene Arbeit fortzusetzen und sie im Rahmen eines Buches den Vogelliebhabern in aller Welt zugänglich zu machen. Kenner der Ritterschen Tierkunstwerke wünschen sich dies noch aus einem weiteren Grund; Sie möchten, nach Drucklegung, die kostbaren Originale erwerben!
Jürgen Ritter gilt als einer unserer besten Tierillustratoren. Denn: Seine Vögel leben!
Erschienen im DINERS CLUB MAGAZIN April 1981
Es ist nicht allein der feine Strich! Ein Vierteljahrhundert Übung als einer unserer besten Tierillustratotoren macht sich natürlich in der Technik bemerkbar. Auch die erstaunliche Farbechtheit des Gefieders und der fast dramaturgische Bildaufbau gehören eher in den Bereich des handwerklichen als des künstlerischen Könnens eines Malers - und sollten eigentlich "selbstverständliche Voraussetzung" für einen Künstler aus der Tradition einer Kunstakademie sein.
Was Jürgen Ritters Walsroder "Vogelportraits" darüber hinaus jedoch auszeichnet und weit über technisch gleichwertige Illustrationen stellt, ist mit Routine nicht zu erreichen. Seine Vögel leben, noch auf dem eindimensionalen Karton!
Dafür sind zunächst zwei Faktoren verantwortlich: die Liebe zur Natur im allgemeinen und der Umstand, daß seine Vogelportraits nicht - wie sonst üblich - anhand von fotografischer Abbildungen oder ausgestopfter Prachtexemplare der jeweiligen Gattungen entstanden. Jede der bisher vorliegenden fünfzig Tafeln orientiert sich am lebenden Modell und damit auch an einzelnen Vogelpersönlichkeiten.
Drei Jahre lang fuhr Jürgen Ritter Monat für Monat von seinem Atelier am Thiersee in die Lüneburger Heide, präziser gesagt nach Walsrode, wo Europas größter Vogelpark beheimatet ist. Es war geplant, in Zusammenarbeit mit Walsrode ein Buch über die dort inzwischen angesiedelten über 800 teilweise äußerst seltenen, heimischen und exotischen Vogelarten herauszubringen. Andere Investitionen haben inzwischen dazu geführt, daß das Projekt vorerst zurückgestellt wurde. Doch die bereits vorhandenen Blätter lassen keinen Zweifel daran, daß hier künftige Klassiger von Vogeldarstellungen vorliegen.
Jeder einzelnen Vogelgruppe liegen drei Wochen Vorbereitungszeit in immer wieder vebesserten Arbeitsslkizzen zugründe. Und wer tagelang im Gras, auf Baumstümpfen und Zäunen hockt, um Tiere in ihren täglichen Gewohnheiten zu beobachten und mit schnellem Strich festzuhalten, entwickelt ganz zwangsläufig ein persönliches Interesse am Objekt. Oder - besser gesagt - man lernt sich gegenseitig kennen. Denn es ist nicht zu übersehen, daß auch die "Modelle" den Maler zur Kenntnis nehmen: Beäugt ihn der eine Vogel mißtrauisch, widmet ihm ein anderer freundlich neugieriges Interesse. Ein dritter findet den Eindringling bestenfalls langweilig, und ein vierter nimmt an der ständigen Störung unübersehbar ärgerlichen Anstoß ...
Wer sagt zum Beispiel, daß Vögel kein Recht haben, sich in ihrer Ruhe beeinträchtigt zu fühlen? Nicht genug damit, daß sie als exotische oder seltene Insassen eines Vogelzoos jährlich Hundertausende an durchwandernden Besuchern über sich ergehen lassen müssen - dann kommen auch noch Leute, die sich in ihrem häuslich ureigensten Lebensbereich nahezu häuslich niederlassen!
Freilich scheint es - und auch dies machen Ritters Bilder deutlich - neben den neugierigen Sittichen, Papageien, Tukanen und Tangaren auch weniger beeindruckbare Arten zu geben: Raubvögel und Kraniche, Flamingos, Störche und Reiher, Fasane, Pfauen, Gänse und Schwäne beispielsweise, die den Porträtisten mit geradezu majestätischer Gleichgültigkeit zur Kenntnis nehmen. Jürgen Ritter jedenfalls versteht es meisterhaft, auch solchen Nuancen Ausdruck zu geben.
So dokumentieren die bisher vorliegenden Tafeln nicht nur die bizarre Schönheit und Eigenwilligkeit der internationalen Vogelnatur; sie erzählen dem Betrachter auch die Geschichte einer tatsächlichen Begegnung zwischen Mensch und Tier.
Es ist zu hoffen, daß ihm bald die Möglichkeit gegeben wird, die begonnene Arbeit fortzusetzen und sie im Rahmen eines Buches den Vogelliebhabern in aller Welt zugänglich zu machen. Kenner der Ritterschen Tierkunstwerke wünschen sich dies noch aus einem weiteren Grund; Sie möchten, nach Drucklegung, die kostbaren Originale erwerben!
"Wer mehr weiß, sieht mehr..."
Jürgen Ritter, international bekannter Tierillustrator, zu Gast in seiner Geburtsstadt Gera
OTZ, 22. September 2001 / von Annerose Kirchner
"Ob ich bestehen kann, muss sich noch erweisen", bekennt Jürgen Ritter schmunzelnd, als er im Barocksaal des Naturkundemuseums Gera zum Zeichenstift greift und die Konturen des Eisvogels aufs Papier bannt. Eine kleine Demonstration für Schüler aus Geraer Gymnasien, die in die Natur gehen und zeichnen und vielleicht einmal den Weg zur künstlerischen Illustration finden werden. Nicht nur die jungen Zuschauer staunen über die schnelle und sichere Hand des Zeichners. Auch diese Vorführung ist Ergebnis eines langen künstlerischen Weges, der von Wissen und Erfahrungen geprägt ist.
Jürgen Ritter beherrscht wie kein anderer die Kunst, Tiere und Pflanzen lebendig und natürlich darzustellen. Er gehört derzeit zu den besten Tierillustratoren. Zahlreiche Bücher und Lexika hat er mit seinen farbigen Bildern ausgestattet. Allein über 1000 Abbildungen schuf er für die 13-bändige Ausgabe von "Grzimeks Tierleben". Wissenschaftliche Genauigkeit, handwerkliches Können, perfekter Pinselstrich und sensibles Empfinden für Farben erstaunen nicht nur die Fachwelt. Einhellig sind die Kommentare der internationalen Presse, die vom großen "Schauvergnügen" sprechen.
Generationen von Schülern haben in ihren Naturkundebüchern Bilder von Jürgen Ritter betrachten können oder Bücher aus der Reihe populärer naturwissenschaftlicher Bücher aus dem Jugendbuchverlag Ernst Wunderlich, Leipzig, besessen, die Anfang der 50er Jahre erschienen.
Diese und andere Bücher, u.a. Heinrich Dathes "Kleines Käferbüchlein" aus dem Jahre 1952, können die Besucher seit dem 13. September 2001 im Museum für Naturkunde in Gera bewundern. Sie gehören zu den Exponaten einer Sonderausstellung, mit der sich Jürgen Ritter zum ersten Mal in Gera vorstellt.
Für den Künstler ist es allerdings eine besondere Wiederbegegnung, denn Jürgen Ritter wurde 1925 in Gera, "in der Schülerstraße" geboren. Er besuchte u.a. die damalige Mittelschule, das heutige Goethe-Gymnasium hinter der Nicolaikirche, wohnte aber mit seiner Familie in Bad Köstritz. Nach seiner Kindheit befragt, erzählt er im Gespräch, dass er sich nur noch wenig erinnert, zum Beispiel an den strengen Winter im Jahre 1928 oder den Flug des "Zeppelin" über Gera im darauf folgenden Jahr. "Leider kann ich mich auch an die Namen meiner Klassenkameraden nicht mehr erinnern. Mein Jahrgang gehörte ja zu denen, die in den Krieg mussten. Viele sind nicht zurück gekommen, und ich weiß nicht, ob noch jemand existiert."
Am Anfang stand das Interesse für das Theater; die Kunstgewerbeschule in Leipzig bot eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Der zweite Weltkrieg unterbrach sein Studium. Nach dem Krieg arbeitete Jürgen Ritter ein Jahr als Volontär am Geraer Theater. "Dann wurde in Leipzig die Akademie für Grafik und Buchkunst eröffnet. Ich konnte wieder studieren, bei Ernst Hassebrauk, Max Schwimmer war zu dieser Zeit da, Walter Arnold war Bildhauer und unterrichtete in Anatomie". Über das Studium befragt, erzählt er, vor allem das Umfeld mit den anderen hätte ihn inspiriert. 1947 verließ er wegen seiner politischen Haltung die Akademie und begann selbständig als Graphiker zu arbeiten. Das war der Beginn der Zusammenarbeit mit dem Wunderlich Verlag. "Der Verleger sah ein Skizzenbuch mit Insekten, Käfern, Wespen und meinte: 'Das ist unser neuer Weg'." 1956 ging Jürgen Ritter in die BRD, er bekam Aufträge für "Kosmos", zeichnete für Schulbücher, die in millionenfacher Auflage erschienen. Neben diesen Publikationen stellte sich der Graphiker in Ausstellungen vor, u.a. in Berlin, in München, in Österreich und in der Schweiz.
In Gera präsentiert Jürgen Ritter die verscheidensten Seiten seiner Kunst. Studienreisen in die Provence, Toskana, an den Nil oder nach Norwegen inspirierten ihn zu impressionistischen Landschaften. Diese Malerei mit Aquarellfarben betrachtet er als Ausgleich. Der Hauptteil der Ausstellung widmet sich jedoch den Tier- und Pflanzen-Illustrationen, vorwiegend mit Temperafarben gestaltet: Pelikane, Kraniche, Sekretäre, Brandgänse, Süßwasserfische, Libellen, Fasane, Rittersporn, Mohnblumen, Margeriten und Nachtkerzen... "Ich gehe in die Natur, besuche Zoologische Gärten oder naturkundliche Sammlungen und studiere die 'Viecher'. Das genaue Hinschauen schärft den Blick. Andere Künstler lehnen das ab. Wichtig ist, wie wächst das Ganze".
Schade, dass Jürgen Ritter sein Talent als Geschichtenerzähler viel zu selten zeigt. Wenn er erzählt, gerät er unweigerlich ins Schwärmen, zum Beispiel über den Vogelpark Walsrode, nördlich von Hannover. Dort hat er "seine" Sekretäre und Tukane beobachtet. Ein Tukan reagierte ganz eigen darauf und brachte im Schnabel eine Beere, wohl als Dank für besondere Aufmerksamkeit.
Und wie begegnet Jürgen Ritter Tieren, die man selten in der Natur für längere Zeit beobachten kann? "Für die 1000 Vogelabbildungen für "Grzimeks Tierleben" habe ich mir in Frankfurt am Main im Senkenberg-Institut Bälge nach Hause geholt und aus diesen lebendige Vögel gemacht. Schwieriger war es zum Beispiel mit den Kolibris, die so groß wie eine Hummel sind. Die habe ich auch auf dem Tisch gehabt als Bälge."
Seit 40 Jahren zeichnet Jürgen Ritter die Natur. Sein Motto lautet: "Je mehr man weiß, um so mehr sieht man." Heute arbeitet der Künstler gelegentlich auch auf Wunsch, aber er ist darauf nicht mehr angewiesen. In Gera hat er schon die Kontakte für die nächste Ausstellung geknüpft, die demnächst in Kölleda, in Thüringen, stattfinden wird. - Viele Geraer werden auf Jürgen Ritter, der seit 1970 in München lebt, erst jetzt aufmerksam werden und sich vielleicht an ihre alten Schulbücher mit den feinen Tierzeichnungen erinnern.
Die Ausstellung im Geraer Naturkundemuseum ist bis zum 11. November zu sehen.
Jürgen Ritter, international bekannter Tierillustrator, zu Gast in seiner Geburtsstadt Gera
OTZ, 22. September 2001 / von Annerose Kirchner
"Ob ich bestehen kann, muss sich noch erweisen", bekennt Jürgen Ritter schmunzelnd, als er im Barocksaal des Naturkundemuseums Gera zum Zeichenstift greift und die Konturen des Eisvogels aufs Papier bannt. Eine kleine Demonstration für Schüler aus Geraer Gymnasien, die in die Natur gehen und zeichnen und vielleicht einmal den Weg zur künstlerischen Illustration finden werden. Nicht nur die jungen Zuschauer staunen über die schnelle und sichere Hand des Zeichners. Auch diese Vorführung ist Ergebnis eines langen künstlerischen Weges, der von Wissen und Erfahrungen geprägt ist.
Jürgen Ritter beherrscht wie kein anderer die Kunst, Tiere und Pflanzen lebendig und natürlich darzustellen. Er gehört derzeit zu den besten Tierillustratoren. Zahlreiche Bücher und Lexika hat er mit seinen farbigen Bildern ausgestattet. Allein über 1000 Abbildungen schuf er für die 13-bändige Ausgabe von "Grzimeks Tierleben". Wissenschaftliche Genauigkeit, handwerkliches Können, perfekter Pinselstrich und sensibles Empfinden für Farben erstaunen nicht nur die Fachwelt. Einhellig sind die Kommentare der internationalen Presse, die vom großen "Schauvergnügen" sprechen.
Generationen von Schülern haben in ihren Naturkundebüchern Bilder von Jürgen Ritter betrachten können oder Bücher aus der Reihe populärer naturwissenschaftlicher Bücher aus dem Jugendbuchverlag Ernst Wunderlich, Leipzig, besessen, die Anfang der 50er Jahre erschienen.
Diese und andere Bücher, u.a. Heinrich Dathes "Kleines Käferbüchlein" aus dem Jahre 1952, können die Besucher seit dem 13. September 2001 im Museum für Naturkunde in Gera bewundern. Sie gehören zu den Exponaten einer Sonderausstellung, mit der sich Jürgen Ritter zum ersten Mal in Gera vorstellt.
Für den Künstler ist es allerdings eine besondere Wiederbegegnung, denn Jürgen Ritter wurde 1925 in Gera, "in der Schülerstraße" geboren. Er besuchte u.a. die damalige Mittelschule, das heutige Goethe-Gymnasium hinter der Nicolaikirche, wohnte aber mit seiner Familie in Bad Köstritz. Nach seiner Kindheit befragt, erzählt er im Gespräch, dass er sich nur noch wenig erinnert, zum Beispiel an den strengen Winter im Jahre 1928 oder den Flug des "Zeppelin" über Gera im darauf folgenden Jahr. "Leider kann ich mich auch an die Namen meiner Klassenkameraden nicht mehr erinnern. Mein Jahrgang gehörte ja zu denen, die in den Krieg mussten. Viele sind nicht zurück gekommen, und ich weiß nicht, ob noch jemand existiert."
Am Anfang stand das Interesse für das Theater; die Kunstgewerbeschule in Leipzig bot eine Ausbildung zum Bühnenbildner. Der zweite Weltkrieg unterbrach sein Studium. Nach dem Krieg arbeitete Jürgen Ritter ein Jahr als Volontär am Geraer Theater. "Dann wurde in Leipzig die Akademie für Grafik und Buchkunst eröffnet. Ich konnte wieder studieren, bei Ernst Hassebrauk, Max Schwimmer war zu dieser Zeit da, Walter Arnold war Bildhauer und unterrichtete in Anatomie". Über das Studium befragt, erzählt er, vor allem das Umfeld mit den anderen hätte ihn inspiriert. 1947 verließ er wegen seiner politischen Haltung die Akademie und begann selbständig als Graphiker zu arbeiten. Das war der Beginn der Zusammenarbeit mit dem Wunderlich Verlag. "Der Verleger sah ein Skizzenbuch mit Insekten, Käfern, Wespen und meinte: 'Das ist unser neuer Weg'." 1956 ging Jürgen Ritter in die BRD, er bekam Aufträge für "Kosmos", zeichnete für Schulbücher, die in millionenfacher Auflage erschienen. Neben diesen Publikationen stellte sich der Graphiker in Ausstellungen vor, u.a. in Berlin, in München, in Österreich und in der Schweiz.
In Gera präsentiert Jürgen Ritter die verscheidensten Seiten seiner Kunst. Studienreisen in die Provence, Toskana, an den Nil oder nach Norwegen inspirierten ihn zu impressionistischen Landschaften. Diese Malerei mit Aquarellfarben betrachtet er als Ausgleich. Der Hauptteil der Ausstellung widmet sich jedoch den Tier- und Pflanzen-Illustrationen, vorwiegend mit Temperafarben gestaltet: Pelikane, Kraniche, Sekretäre, Brandgänse, Süßwasserfische, Libellen, Fasane, Rittersporn, Mohnblumen, Margeriten und Nachtkerzen... "Ich gehe in die Natur, besuche Zoologische Gärten oder naturkundliche Sammlungen und studiere die 'Viecher'. Das genaue Hinschauen schärft den Blick. Andere Künstler lehnen das ab. Wichtig ist, wie wächst das Ganze".
Schade, dass Jürgen Ritter sein Talent als Geschichtenerzähler viel zu selten zeigt. Wenn er erzählt, gerät er unweigerlich ins Schwärmen, zum Beispiel über den Vogelpark Walsrode, nördlich von Hannover. Dort hat er "seine" Sekretäre und Tukane beobachtet. Ein Tukan reagierte ganz eigen darauf und brachte im Schnabel eine Beere, wohl als Dank für besondere Aufmerksamkeit.
Und wie begegnet Jürgen Ritter Tieren, die man selten in der Natur für längere Zeit beobachten kann? "Für die 1000 Vogelabbildungen für "Grzimeks Tierleben" habe ich mir in Frankfurt am Main im Senkenberg-Institut Bälge nach Hause geholt und aus diesen lebendige Vögel gemacht. Schwieriger war es zum Beispiel mit den Kolibris, die so groß wie eine Hummel sind. Die habe ich auch auf dem Tisch gehabt als Bälge."
Seit 40 Jahren zeichnet Jürgen Ritter die Natur. Sein Motto lautet: "Je mehr man weiß, um so mehr sieht man." Heute arbeitet der Künstler gelegentlich auch auf Wunsch, aber er ist darauf nicht mehr angewiesen. In Gera hat er schon die Kontakte für die nächste Ausstellung geknüpft, die demnächst in Kölleda, in Thüringen, stattfinden wird. - Viele Geraer werden auf Jürgen Ritter, der seit 1970 in München lebt, erst jetzt aufmerksam werden und sich vielleicht an ihre alten Schulbücher mit den feinen Tierzeichnungen erinnern.
Die Ausstellung im Geraer Naturkundemuseum ist bis zum 11. November zu sehen.
"Vom Floh bis zum Elefanten alles gemalt"
Neue Ausstellung zum Einjährigen
Sommerdaer Wochenblatt, 20. September 2001 / Kölleda (ut)
Zwei gemalte Kiebitze assoziieren in Kööleda gedanklich nicht nur den Ortsteil "Kiebitzhöhe", sondern laden für den 3. Oktober zur Ferstveranstaltung anlässlich des einjährigen Bestehens des Funkwerk.- Museums und zur Eröffnung der Verkaufsausstellung "Bilder und Illustrationen" ins Museum ein.
Zu sehen sind in dieser Exposition eine Auswahl der Arbeiten des Malers Jürgen Ritter. 1925 in Thüringen geboren, studierte er an der Kunstgewerbeschule bzw. nach dem 2. Weltkrieg an der Akademie für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1950 arbeitet der heute in München lebende Künstler als freier Maler und Grafker.
Bekannt wurde Jürgen Ritter vor allem als Tiermaler. So trug er mit vielen seiner Bilder zur Illustration des 13-bändigen Tierlexikons "Grzimeks Tierleben" sowie weiterer Bücher und Lexika bei. Seine "Spezialität" sind vor allem die nahezu natur- und detailgetreue malerische Wiedergabe von Vögeln und Reptilien. Dazu verwendet er verschiedene Maltechniken, bevorzugt Tempera. "Vom Floh bis zum Elefanten habe ich schon alles gemalt", so Ritter. Aber auch stimmungsvolle Landschaften und Szenen bzw. Pflanzen entstanden unter seiner Pinselführung.
Einige davon wird er mit nach Kölleda bringen.
Neue Ausstellung zum Einjährigen
Sommerdaer Wochenblatt, 20. September 2001 / Kölleda (ut)
Zwei gemalte Kiebitze assoziieren in Kööleda gedanklich nicht nur den Ortsteil "Kiebitzhöhe", sondern laden für den 3. Oktober zur Ferstveranstaltung anlässlich des einjährigen Bestehens des Funkwerk.- Museums und zur Eröffnung der Verkaufsausstellung "Bilder und Illustrationen" ins Museum ein.
Zu sehen sind in dieser Exposition eine Auswahl der Arbeiten des Malers Jürgen Ritter. 1925 in Thüringen geboren, studierte er an der Kunstgewerbeschule bzw. nach dem 2. Weltkrieg an der Akademie für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1950 arbeitet der heute in München lebende Künstler als freier Maler und Grafker.
Bekannt wurde Jürgen Ritter vor allem als Tiermaler. So trug er mit vielen seiner Bilder zur Illustration des 13-bändigen Tierlexikons "Grzimeks Tierleben" sowie weiterer Bücher und Lexika bei. Seine "Spezialität" sind vor allem die nahezu natur- und detailgetreue malerische Wiedergabe von Vögeln und Reptilien. Dazu verwendet er verschiedene Maltechniken, bevorzugt Tempera. "Vom Floh bis zum Elefanten habe ich schon alles gemalt", so Ritter. Aber auch stimmungsvolle Landschaften und Szenen bzw. Pflanzen entstanden unter seiner Pinselführung.
Einige davon wird er mit nach Kölleda bringen.
"Tierbilder in Tempera"
Konolfingen
Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch, 25. Juli 1996 / Alfred Küster
Bis zum 30. September 1996 sind in den Parterre-Räumen des Schlosses Hünigen, Konolfingen, eine grosse Zahl Tierbilder des Münchner Malers Jürgen Ritter zu sehen. Sie wurden zum Grossteil für "Grzimeks Tierleben" angefertigt. Daneben sind auch Blumen und packende Landschaften aus mediterranen Regionen zu bewundern.
Nach sympathischen Klavier-Improvisationen von Stephan Frey gab der Malerfreund Dr. Ueli Baumgartner aus Steffisburg den zahlreichen Vernissage-Gästen einen vorzüglichen Überblick über den Münchner Künstler Jürgen Ritter.
Jürgen Ritter wurde 1925 in Gera (Thüringen) geboren. Er studierte drei Semester an der Bühnenbildner-Klasse der Leipziger Kunstgewerbeschule, bis er kaum 17-jährig zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Er diente als Soldat der Fliegertruppe im Russland-Feldzug bis kurz vor Stalingrad. Nach Kriegsende fand er eine Anstellung als Bühnenbildner im Stadttheater in seiner Heimatstadt Gera. Dann zog er nach Leipzig und studierte an der Akademie für Grafik und Buchkunst.
Weil seine Ansichten nicht mit den Machtinhabern in der damaligen DDR übereinstimmten, musste er die Akademie zwangsweise verlassen und lebte fünf Jahre lang als Illustrator von botanischen und zoologischen Büchern in Gotha (DDR). 1956 übersiedete Jürgen Ritter nach Westdeutschland und kam nach Nürnberg. Seit 1975 lebt er als freischaffender Maler und Grafiker in München.
Seit 1974 hat Ritter laufend Fortbildungs- und Studienreisen der Schweizer Diabetes-Gesellschaft begleitet. Die mitreisenden Ärzte und deren Ehefrauen guckten dem Künstler während seiner Mußestunden in Griechenland und Italien über die Schulter, wenn er Landschaften und Architektur der Städte festhielt. Weil diese Reisen oft mit Schiffahrten verbunden waren, nannten sich die Teilnehmenden - bezugnehmend auf die Schar der Argonauten, die das goldene Flies in Kolchis (östlich des Schwarzen Meeres) erobern wollten - ihrer Krankheit bewusst, die "Diabetonauten".
Dank der Initiative einiger Schweizer Freunde stellt Jürgen Ritter seine Bilder, die für seine Art des Schauens und Malens typisch sind, zurzeit im Schloss Hünigen, Konolfingen, aus. 77 farbenprächtige Tierbilder in Tempera-Technik halten Tiere und Pflanzen einzigartig fest. So schuf Jürgen Ritter auch tausend Abbildungen von Vögeln und anderen Tieren für das 13bändige Tierlexikon "Grzimeks Tierleben". Eine Vielzahl davon wie Fasane, Falken, Aras, Kolibris, Kraniche, Reiher, Baumläufer und Meisen, aber auch Chamäleons, Käfer, Eidechsen, Schnecken und Distelfalter sowie Blumen wie Mohn, Nachtkerze, Rittersporn und Dahlien werden in bunter Farbenpracht zum Leuchten gebracht.
Südliche Städte und Landschaften wie die Toscana, Venedig, Salzburg, die Provence, der Rhein, der Nil und die Mosel laden zum Reisen ein. Auch heimatliche Aufnahmen (Schloss und Kirche Thun, Schloss Spiez), die Jürgen Ritters umfassende Schau vermitteln und zu einem einmaligen Erlebnis führen, fehlen nicht.
Konolfingen
Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch, 25. Juli 1996 / Alfred Küster
Bis zum 30. September 1996 sind in den Parterre-Räumen des Schlosses Hünigen, Konolfingen, eine grosse Zahl Tierbilder des Münchner Malers Jürgen Ritter zu sehen. Sie wurden zum Grossteil für "Grzimeks Tierleben" angefertigt. Daneben sind auch Blumen und packende Landschaften aus mediterranen Regionen zu bewundern.
Nach sympathischen Klavier-Improvisationen von Stephan Frey gab der Malerfreund Dr. Ueli Baumgartner aus Steffisburg den zahlreichen Vernissage-Gästen einen vorzüglichen Überblick über den Münchner Künstler Jürgen Ritter.
Jürgen Ritter wurde 1925 in Gera (Thüringen) geboren. Er studierte drei Semester an der Bühnenbildner-Klasse der Leipziger Kunstgewerbeschule, bis er kaum 17-jährig zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Er diente als Soldat der Fliegertruppe im Russland-Feldzug bis kurz vor Stalingrad. Nach Kriegsende fand er eine Anstellung als Bühnenbildner im Stadttheater in seiner Heimatstadt Gera. Dann zog er nach Leipzig und studierte an der Akademie für Grafik und Buchkunst.
Weil seine Ansichten nicht mit den Machtinhabern in der damaligen DDR übereinstimmten, musste er die Akademie zwangsweise verlassen und lebte fünf Jahre lang als Illustrator von botanischen und zoologischen Büchern in Gotha (DDR). 1956 übersiedete Jürgen Ritter nach Westdeutschland und kam nach Nürnberg. Seit 1975 lebt er als freischaffender Maler und Grafiker in München.
Seit 1974 hat Ritter laufend Fortbildungs- und Studienreisen der Schweizer Diabetes-Gesellschaft begleitet. Die mitreisenden Ärzte und deren Ehefrauen guckten dem Künstler während seiner Mußestunden in Griechenland und Italien über die Schulter, wenn er Landschaften und Architektur der Städte festhielt. Weil diese Reisen oft mit Schiffahrten verbunden waren, nannten sich die Teilnehmenden - bezugnehmend auf die Schar der Argonauten, die das goldene Flies in Kolchis (östlich des Schwarzen Meeres) erobern wollten - ihrer Krankheit bewusst, die "Diabetonauten".
Dank der Initiative einiger Schweizer Freunde stellt Jürgen Ritter seine Bilder, die für seine Art des Schauens und Malens typisch sind, zurzeit im Schloss Hünigen, Konolfingen, aus. 77 farbenprächtige Tierbilder in Tempera-Technik halten Tiere und Pflanzen einzigartig fest. So schuf Jürgen Ritter auch tausend Abbildungen von Vögeln und anderen Tieren für das 13bändige Tierlexikon "Grzimeks Tierleben". Eine Vielzahl davon wie Fasane, Falken, Aras, Kolibris, Kraniche, Reiher, Baumläufer und Meisen, aber auch Chamäleons, Käfer, Eidechsen, Schnecken und Distelfalter sowie Blumen wie Mohn, Nachtkerze, Rittersporn und Dahlien werden in bunter Farbenpracht zum Leuchten gebracht.
Südliche Städte und Landschaften wie die Toscana, Venedig, Salzburg, die Provence, der Rhein, der Nil und die Mosel laden zum Reisen ein. Auch heimatliche Aufnahmen (Schloss und Kirche Thun, Schloss Spiez), die Jürgen Ritters umfassende Schau vermitteln und zu einem einmaligen Erlebnis führen, fehlen nicht.